Eine Erfolgsgeschichte dank IB und Arbeitsagentur Frankfurt Oder

Jörg Hanisch 31.10.2022 Lesedauer 5 Min.

Aus den unterschiedlichsten Gründen bekommen Menschen keinen Job und schon gar nicht „vor der Haustür“.  Viele landen beim Jobcenter, müssen von Harz IV leben oder landen im günstigeren Fall bei der Agentur für Arbeit. Besonders schwierig gestaltet sich die Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz für Menschen, die aufgrund einer Beeinträchtigung benachteiligt sind oder werden. Die Unterstützte Beschäftigung will hier eine Lücke schließen. In Frankfurt Oder zeigt die gute Zusammenarbeit der Agentur für Arbeit mit dem IB auf, wie diese Unterstützung in der Praxis aussieht und warum dadurch insbesondere benachteiligte Menschen eine erfolgreiche Unterstützung erfahren, um einen gangbaren Weg in den passenden Job oder eine Ausbildung zu finden.

Wo gibt es Hilfe?

Diese bietet seit Jahren die Arbeitsagentur mit der Unterstützten Beschäftigung (UB) an. Die Agentur ist hierbei Geldgeberin für mehrjährige Projekte, die an Bildungsträger vergeben werden. Die Reha-Berater*innen der Agentur weisen darüber hinaus auch die Teilnehmer*innen den Projekten zu. Im Falle der Arbeitsagentur Frankfurt (Oder) ist einer dieser Maßnahmeträger der Internationale Bund, Berlin-Brandenburg gGmbH, mit seinen Standorten in Neuenhagen, Bernau und Frankfurt (Oder). Hier arbeitet seit mehr als zehn Jahren ein erfahrenes Team von Qualifizierungstrainer*innen, das nicht nur das wirtschaftliche Umfeld der Standorte und die Bedarfe genau kennt, sondern auch intensiv mit den Teilnehmer*innen der UB arbeitet. Über betriebliche Erprobungen, Qualifizierungen und Stabilisierungen ist es das Ziel, die zu Betreuenden in den Arbeitsprozess einzugliedern. Der enge Kontakt zu den Reha Berater*innen, zu den Pat*innen in den Betrieben und wenn notwendig zu den gesetzlichen Betreuer*innen gehört dabei zum Tagesgeschäft.

Das klingt alles ganz gut, aber funktioniert das "Gut gedachte" auch?

Eindeutig, ja - konnten doch in den vergangenen Durchläufen bis zu 70 Prozent Vermittlungsquote erreicht werden. Diese Zahl ist stark schwankend und abhängig von den Benachteiligungen der einzelnen Teilnehmer*innen, deren psychischen und physischen Stabilisierung und natürlich deren Wunsch, arbeiten zu wollen. Oft handelt es sich um An-lerntätigkeiten, da die wenigsten bereits eine abgeschlossene Ausbildung haben und diese auch nicht durchführen können. Jede einzelne begleitete Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt ist ein Erfolg und funktioniert nur in enger Zusammenarbeit zwischen Agentur, Betrieb, UB-Team und Teilnehmenden. Die Wege sind mitunter langwierig und führen zu neuen Denkansätzen in Bezug auf Einsatzmöglichkeiten, so dass sich die endgültigen Ziele erst nach mehreren Erprobungen, oft auch in verschiedenen Betrieben, abzeichnen.

Gibt es ein Beispiel?

Ganz konkret lässt sich das am Beispiel einer jungen Mutter beschreiben. Caroline Aust kam im Dezember 2020 zur UB, hatte einen Berufsabschluss in der Gastronomie, wollte und konnte dort aber nicht mehr arbeiten und litt unter psychischen Störungen. Sie benötigte Unterstützung für eine erneute Arbeitsaufnahme unter Berücksichtigung der bereits festgestellten Benachteiligungen, des Aspektes der Alleinerziehenden und ihrer persönlichen Neigungen. Das alles musste nicht nur im Team kommuniziert werden, sondern auch mit den ausgewählten Betrieben. Eine vorstellbare Richtung für die Teilnehmerin war die Tätigkeit in einem Reinigungsunternehmen. Diese begann sie auch in Eisenhüttenstadt mit der betrieblichen Erprobung, die nach acht Wochen in eine betriebliche Qualifizierung überführt werden konnte. Schwankende Motivation, die nicht nur allein bei Caroline Aust begründet war, führte im Endeffekt dazu, dass sie nicht eingestellt werden konnte.
Im nächsten Unternehmen scheiterte die Übernahme daran, dass die Alleinerziehende keine Wechselschichten gewährleisten konnte. Ihrem Vorschlag, eine Wochen früh und eine Woche spät zu arbeiten, konnte das Unternehmen nicht folgen.
Fazit der Tätigkeit in diesen beiden Firmen: Caroline Aust kannte sich im Reinigungsgewerbe sehr gut aus, erhielt Lob für ihre Umsicht und wollte nun endlich gegen Entgelt arbeiten. Im Wohnort nahen Bereich gab es allerdings nur noch ein Unternehmen, die in Frankfurt (Oder) ansässige Firma SDG, die in Eisenhüttenstadt eine Niederlassung betreibt.

Durchstarten zum Erfolg?

Dem Qualifizierungstrainer und der Teilnehmerin war klar, dass das die letzte Chance auf eine Einstellung am Wohnort war. Dementsprechend engagiert ging Caroline Aust in den Betrieb und erarbeitete sich innerhalb kurzer Zeit einen guten Ruf im Reinigungsteam. Sie war sehr zuverlässig und mit den Worten: „Ich fühle mich im Team aufgenommen, angekommen und möchte hier arbeiten!“ war der Weg zum Erfolg vorgezeichnet. Die Motivation zur Arbeit war einmalig und sollte schnellstmöglich in einem Arbeitsvertrag münden. Das wünschten sich auch der Eisenhüttenstädter Niederlassungsleiter und die Mitarbeiter*innen von SDG.

Und hat das zeitnah geklappt?

Nicht ganz, denn die Firma verlangte einen Führerschein, den sie aber nicht hatte. Das Unternehmen wünschte sich aber für den späteren Einsatz von Frau Aust auch die Übernahme eigener Objekte und regte an, dass die Arbeitsagentur bei der Führerscheinausbildung Unterstützung leistet. Und hier kam die Vergangenheit aus entsprechenden Gutachten und die Vorgeschichte der Benachteiligungen wieder ins Gespräch: Kann Sie das überhaupt schaffen? Alleinerziehend, Arbeit und parallel Führerscheinausbildung – funktioniert das oder überlastet sie das? Letztendlich ging es aber um die Frage: „Ist das Geld sinnvoll eingesetzt?“
Im Endeffekt liefen alle Tests positiv und die Führerscheinausbildung sowie die Eingliederungsunterstützungen wurden vom betreuenden Jobcenter Landkreis Oder-Spree gewährt.
Der Arbeitsvertrag wurde zum 15. Februar 2022 geschlossen und die ehemalige UB-Teilnehmerin ist nun unbefristete Mitarbeiterin der Firma SDG Service- und Dienstleistungs-GmbH.

Was hat zu diesem Ergebnis geführt?

Ein wesentlicher Baustein des Erfolges ist in der Unterstützten Beschäftigung (UB) die enge Zusammenarbeit zwischen den Reha Begleiter*innen der Arbeitsagentur, den Teilnehmenden, den Qualifizierungstrainer*innen und den Pat*innen in den Betrieben. Hinzu kommt bei Bedarf ein Netzwerk von sozialen Diensten und Ärzten. Es ist eine umfangreiche und längerfristige Begleitung zum Erfolg, die neben der betrieblichen Erprobung, Qualifizierung und Stabilisierung auch Projekttage beim IB selbst beinhaltet.
In den wöchentlichen Projekttagen werden in Einzel- und Gruppenbetreuungen Themen zur Arbeitswelt, aber auch Freizeitgestaltung, Kindererziehung, Ernährung u.a. umgesetzt. Erfahrungen der anderen Teilnehmenden der UB-Gruppe werden analysiert, weitergegeben und verallgemeinert.
Schwankungen bleiben im Eingliederungsprozess natürlich nicht aus und diese abzufangen, ist Aufgabe des gesamten UB-Teams.
Beim Internationalen Bund Frankfurt (Oder) fühlen sich letztendlich die Qualifizierungstrainer, trotz der namentlichen Zuteilung der Teilnehmer*innen, für alle Teilnehmenden eines Durchganges verantwortlich.

Torsten Müller, Jörg Hanisch (IB), Caroline Aust, Bianca Hartung (Agentur für Arbeit)