KA122-ADU-EDU! Wer jetzt nur „Spanisch versteht“ ist in guter und in der Tat spanischer Gesellschaft. Dieses ungeheuer langweilige Kürzel steht für ein spannendes Projekt und einen sehr kurzweiligen Erfahrungsaustauch. Juan Gonzales und eine Gruppe von jungen Erwachsen der „Cepa Telda Casco“ waren aus Gran Canaria angereist, um sich ein Bild von der beruflichen Ausbildung beim IB zu machen. "Cepa" heißt soviel wie Volkshochschule und ähnlich wie im Bildungsbereich des IB erhalten Erwachsene hier eine zweite Chance, ihre berufliche Zukunft zu gestalten, egal warum sie etwas und was sie bisher nicht erreichen konnten. In Berlin war die insgesamt 13 köpfige Gruppe zu Gast in der IB Schule für Sozialberufe - Storkower Straße und im Berufsbildungszentrum - Neuköllnische Allee.
Neben dieser bürokratischen Anreihung von Ziffern und Buchstaben hat das Projekt auch einen schönen und starken Namen: GESTOS! Bedeutet was? GESTOS ist ein Akronym und steht für Generador - Emociones - Saludables - Tolerantes - Orales - Sostenibles. Frei übersetzt: Generieren von Emotionen, Gesundheit, Toleranz, mündlicher Kommunikation und Nachhaltigkeit. Kurz erklärt: Das Projekt will die Mobilität von erwachsenen Schülern und Lehrern im Rahmen anderer europäischer Bildungs"formen" fördern und stellt die Bedeutung der Erwachsenenbildung in einen größeren inhaltlichen und räumlichen Zusammenhang. Bildung ist dabei weit mehrt als die Anhäufung von Wissen. Bildung heißt auch, auf sich und andere zu achten, positive Werte zu teilen, Respekt und Toleranz zu (er)leben und soziokulturelle Veränderungen wahr zunehmen.
Menschen können dann in all seinen Bedeutungen gesund agieren, wenn sie sich ungeachtet von Herkunft, Geschlecht, Religion, Kultur und allen anderen Dimensionen von Vielfalt, also frei von unbegründbaren Vorbehalten, begegnen. Jede*r Einzelne wird in einer respektvollen Gemeinschaft stärker und kann die Chance ergreifen, die eigenen Potentiale zu finden und zu entwickeln. Bildung steht auch im Einklang mit einer nachhaltigen Entwicklung, denn die Veränderungen unserer Umweltsysteme sowie globale Ziele, den Planeten zu erhalten, bedürfen der Verantwortung jedes Einzelnen und erfordern ein Umdenken in dem, was Bildung leisten kann und muss.
Ziel von GESTOS ist es daher, Projekte, Netzwerke, Forschung, multidisziplinäre Aktivitäten, sprachliche Immersionen* und die Teilnahme am digitalen, kanarischen und europäischen Raum zu teilen. Wow, das klingt groß und beginnt somit wie alles "Große" mit kleinen aber entscheidenden Schritten. Über den Tellerrand hinaus schauen, sich begegnen, voneinander lernen, den Horizont erweitern !!! Genau das haben die Schüler*innen der Cepa mit ihren drei Lehrer*innen gemacht.
Und sie waren großartige, gern gesehene Gäste an zwei Berliner IB Standorten der beruflichen (Aus)Bildung.
* sprachliche Immersionen meint, wenn Menschen, insbesondere Kinder, eine fremde Sprache in authentischen alltäglichen Zusammenhängen erleben und sie so quasi wie ihre Muttersprache erlernen können.
Ein Tag in der Ausbildungstischlerei im Bildungszentrum Neukölln
Am Standort Neukölln gibt es zahlreiche Bildungsangebote für Menschen, die aus verschiedenen Gründen bisher keinen oder einen nur eingeschränkten Zugang zu einer ausreichenden schulischen oder beruflichen Bildung finden konnten. Unter anderem werden hier Fachkräfte der Holzverarbeitung oder Tischler*innen im Rahmen einer Umschulung ausgebildet. In der Tischlerei also sollten und wollten unsere Gäste Eindrücke der beruflichen Ausbildung gewinnen und das natürlich, dem Handwerk entsprechend, mit den Händen. Damit die Gäste am Ende des Tages auch ein nützliches Mitbringsel aus Holz ihr eigen nennen können, gaben die Tischlermeister Claus Einberger und Roberto Godon Ziel und Weg klar vor. Bei anleitungsgerechter HANDhabe und entsprechendem Geschick derselben mögen schlussendlich viele hölzerner Untersetzer im Licht der Werkstatt glänzen.
Nach einer kurzen Einleitung in die einzelnen Schritte und vor allem die wichtigsten oder pflasterverdächtigen Stolpersteine, herrschte schnell eine beindruckend eifrige Stimmung. Es wurde gemessen, gesägt, gefragt, gebohrt, gestaunt, gehämmert und viel gelacht. Kleine Tricks, Kniffe und Hilfestellungen wurden ausgetauscht und abgeschaut, so wurde jede Einzelarbeit auch ein Zeichen für ein tolles Miteinander, das einen erfreulich großen Anteil am Ergebnis und an der Freude aller hatte. Letztendlich hielt somit jede*r ein fertiges und wahrlich vortrefflich gelungenes Werk in den Händen. Für ein Foto mit stolz lächelnden Menschen brauchte es tatsächlich keine Worte alla "bitte lächeln" oder "por favor sonrie" mehr.
Ein Tag in der IB Schule für Sozialberufe / Bereich Erzieher*innen am Standort Storkower Straße
Vom Handwerk zur Pädagogik! Am Standort Storkower Straße werden Erzieher*innen ausgebildet und hier erhielten die Gäste einen weiteren, erfrischend neuen Einblick in die Bildungsarbeit des IB. Die Pädagog*innen Tim und Hannan berichten von ihrem Tag mit dem spanischen Besuch:
"Als die Erasmus-Gruppe bei uns am Unterricht teilnahm, gestaltete sich die Kommunikation anfangs teilweise schwierig, da von beiden Seiten nur die Muttersprache fließend gesprochen wurde. Aber wir haben mit Hilfe des Google-Übersetzers improvisiert und viel gestikuliert. Das war sehr lustig.
Von unserer Dozentin haben wir die Aufgabe bekommen, uns darüber auszutauschen, wie wir für Kinder und Jugendliche mit einer Lese/Rechtschreibschwäche in Schulen eine Chancengleichheit gewährleisten können. In Kleingruppen wurden Plakate zu diesem Thema erstellt und dann im Plenum vorgestellt. Wir haben uns über Wertevorstellungen ausgetauscht und wie das Leben in unseren Ländern ist.
Am Nachmittag wurden wir eingeladen, uns einen Vortrag der spanischen Teilnehmer*innen anzuschauen. Sie haben erzählt, woher sie kommen, was sie tun und uns einen Eindruck der Kultur auf Gran Canaria hinterlassen. In diesem Zusammenhang haben wir auch gemeinsam ein spanisches Lied gesungen, an dem Podcast-Projekt teilgehabt und insgesamt einen regen Austausch gehabt. Für uns war es ein schöner, interessanter und sehr abwechslungsreicher Tag."
Juan Andrés Godoy González, Lehrer an der Cepa Telde-Casco und Koordinator des Projektes beschreibt die Eindrücke des Tages so:
"Die Schülerinnen und Schüler hatten nicht mit so viel Beteiligung und Empathie gerechnet. Jeder Vorbehalt in Bezug auf Zuneigungen und Emotionen löste sich schnell in Luft auf. Wir waren auch so positiv überrascht von der großen Lernbereitschaft, Konflikte in der Kommunikation zu lösen und wie schwierig es ist, aber nicht unmöglich. Die Wahrnehmung dessen, was kommuniziert wird, ist immer unterschiedlich und ganz ganz wichtig ist zunächst immer der Wille, zu kommunizieren. Unsere Gastgeberinnen und Gastgeber haben uns mit großem Enthusiasmus Vieles von dem mitgegeben, was sie hatten. Sie haben uns das Zentrum mit Liebe geöffnet, die Sprache war kein Hindernis, weil sie so sehr mit Gesten und Emotionen sprachen. Wir bedanken uns dafür von Herzen." (aus dem Spanischen übersetzt)
Cepa Telde Casco ist eine Schule der Erwachsenenbildung. Im Angebot sind verschiedene Stufen der Grundbildung sowie Vorbereitungskurse auf das Nachholen schulischer und einiger beruflicher Abschlüsse. Der Anspruch liegt in der Selbstverständlichkeit von lebenslangem Lernen, egal in welchem Alter und mit welcher Voraussetzung. Wem es nicht zu "spanisch" ist, findet in dem Link zum schuleigenen Blog viele Berichte.
Erasmus+ ist das EU-Programm zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Jugend und Sport in Europa. Eines der Ziele ist, den beteiligten Organisationen eine bessere internationale Handlungsfähigkeit sowie attraktive Programme für Lernende und Personal zu ermöglichen.
… erweitert das Team „Meyer- Neumann“ zum Trio der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. „Eigentlich wollte ich nur ein Jahr beim IB bleiben, mich aus der…
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