Zu Besuch in der Kita Töpchiner Weg

Andrea Zimmer 19.06.2021 Lesedauer 4 Min Min.

Der Straßenname allein ist sicherlich kein trefflicher Name für eine so bunte, bilinguale und irgendwie auch besondere Kita am Berliner Stadtrand. Einen offiziellen Namen hat die Kita seit ihrem Wechsel zum IB vor eineinhalb Jahren noch nicht gefunden. Dafür haben sich Kitaleiterin Sandra Römhild und ihr multisprachliches Team gut beim IB Berlin-Brandenburg eingelebt und trotz Corona neue Ideen und Konzepte entwickelt.

Kaum zu glauben, wie groß Tempelhof-Schöneberg ist. Gen Süden entlang all der Hauptstraßen, die von Tempelhof über Mariendorf nach Lichtenrade doch alle Damm heißen, biegt man irgendwann ins Hinterland ein. Inmitten des Wohngebietes, am Rande der Stadt, liegt die kleine Kita, die bei meinem Besuch wahrlich nichts an Größe vermissen lässt. Das zweigeschossige Gebäude bietet Platz für 136 Kinder und gleichermaßen viel Raum für eine vielseitige Entwicklung. Zehn Gruppenräume, Funktionsräume mit Bildungs- und Experimentierecken, ein großer Garten mit alten Bäumen und bunten Geräten zum Spielen: Diese Quantität birgt Qualität. Alle Räume sind von Licht und Atmosphäre durchflutet. Überall gibt es etwas zu entdecken, das nebst dekorativem Charme auch eine spielerisch lehrreiche oder informative Note trägt.

Lebendige Pädagogik - in vielerlei Hinsicht

Kulturelle Vielfalt, unterschiedliche Sprachen und Traditionen spiegeln sich bei den Kindern sowie den 22 Erzieher*innen wieder. Nicht verwunderlich, dass die Kita ein integratives und bilinguales Konzept verfolgt. Ein großer Schwerpunkt liegt auf der Zweisprachigkeit englisch und deutsch im Speziellen und der Sprachförderung in Gänze. „Sprachkompetenz ist eine der wichtigen Voraussetzungen für schulischen Erfolg und gesellschaftliche Integration“, sagt Kitaleiterin Sandra Römhild. Das ebenfalls vielsprachig besetzte Team trägt diese Überzeugung ganz selbstverständlich in den Kitaalltag.

Sandra Römhild ist ebenso erfrischend wie deutlich, nicht ohne Kritik an manch‘ bürokratischem Irrsinn, nicht ohne Vision, was eine Kita eigentlich noch viel umfänglicher leisten können sollte. „Ich hätte gern eine Kita, in der alles vereint ist. Familienberatung, Integration, Sprachförderung und Schnittstelle zum für Eltern oft wenig hilfreichen Bezirks- oder Jugendamt.

„Jedes Kind hat Recht auf Bildung, wichtig sind aber auch die Faktoren davor und bis dahin.“

Sandra Römhild kennt die Kita seit ihrer Gründung 2015. Lange, bevor sie den IB kannte. Der nämlich hat den „Töpchiner Weg“ erst am 01.01.2020 von einem anderen Träger übernommen. Keine einfache Übergangszeit, aber der Wechsel öffnete ihr viele gute Erfahrungen. „Ich schätze die offene Kommunikation und den respektvollen Umgang mit Geschäftsführung, Regionalleitung, Personalern und Verwaltung. So kann und darf ich mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren. Das ist großartig. Leider hatten ich und mein Team bisher noch keine Chance z.B. auf einem Sommerfest oder in Workshops andere Seiten und Menschen des IB persönlich zu erleben. Schade!“

In dieser so „jungen“ Kita war Corona von Anfang an Ton angebend. Im Schnitt konnten nur 60 Kinder betreut werden und grundsätzliche Einschränkungen überlagerten das auf Kreativität, Vielseitigkeit und Individualität ausgelegte Konzept der frühen Förderung. Die Coronalage stellt jede Kita vor große Herausforderungen.

Frau Römhild, wie blicken Sie zurück auf all die Monate mit dem Virus?

Für uns stehen die Kinder im Mittelpunkt und deren Entwicklung darf nicht einfach still stehen, weil das Virus und damit auch die stetig unklaren „Regelungen“ den Ton angeben. Bisher haben wir 43 Trägerschreiben von der Senatsverwaltung erhalten. Darin wurden wir stets sehr kurzfristig informiert, wer wann und warum nicht, aber dann doch kommen darf. 13 Seiten Coronaregelwerk, 3 Seiten Pamphlet zum Notbetrieb! Warum nicht einfach eine Seite, wer definitiv nicht kommen darf? Mir ging es in den Schreiben auch viel zu viel um die Eltern, nicht um die Kinder, die wirklich leidtragend sind. Gemäß Auslastung haben wir versucht, dass alle Kinder eine gewisse Zeit in der Kita verbringen können. Das war und ist wichtig, um den persönlichen Bezug zum Kind so gut wie möglich zu halten.

Richten wir den Blick nach vorn. Worauf freuen Sie sich?

Ich freue mich auf die Umsetzung unserer konzeptionelle Weiterentwicklung. Wir haben ein differenziertes Konzept erarbeitet und warten nun auf die Bestätigung der Zuwendungsmitteln. Dann können wir endlich die bisherigen Bildungsecken in ansprechende Funktionsräume umgestalten und dort Bildungskulturen schaffen. Es wird die Bereiche Mathematik und Konstruktion, Mensch und Umwelt, Forschen und Experimentieren, Sprachen und Schriftkultur, Medien und Theater, Kunst und Kreativität sowie Körperwahrnehmung und Bewegung geben. Hier kann sich jedes Kind ausprobieren, seinen Interessen nachgehen und sein eigenes Potenzial entfalten. Das wird großartig!

Und, gibt es schon einen neuen Namen?

Jaaiin! Wir haben mit allen, also Kindern, Eltern und unserem Team gesucht, gefunden und verworfen. Wichtig ist uns, dass der Name etwas mit Tieren zu tun hat, weil all unsere Gruppenräume nach einem Tier benannt sind. Jetzt sind wir eigentlich in der Zielgeraden und haben einen Namen gefunden, der allen gefällt. Ob wir den aber rein rechtlich nutzen dürfen, wird gerade geprüft. Wenn JA, dann freuen wir uns alle auf unseren ersten Namenstag und ein großes, buntes Schild!   

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