Umgang mit Sterben, Tod und Trauer

Aliena Quandt & Andrea Zimmer 03.03.2023 Lesedauer 5 Min.

Im Rahmen der Projektwoche am Strittmatter-Gymnasium Gransee fand dieses Mal ein etwas anderes Projekt seinen Platz. Ein paar mutige Schülerinnen meldeten sich bei der IB Schulsozialarbeiterin, Heike Jesse an, um mehr rund um das Thema Hospiz, Umgang mit Sterbenden und allgemein „Letzte Hilfe“ zu erfahren. Was bewegt einen Menschen vor seinem Tod, was erwartet er von ihm Nahestehenden, was kann eine „letzte Hilfe“ sein? … diese und viele andere Fragen wurden gemeinsam mit Mitarbeiter*innen des Ruppiner Hospiz besprochen. Dank der in jeder Hinsicht großen Offenheit dieser Mitarbeiter*innen und durch die finanzielle Unterstützung des Landkreises war es den Schüler*innen möglich, vor Ort tiefere und auch sehr konkrete Einblicke in dieses sensible Thema zu bekommen. 

Aliena Quandt, Schülerin der 12ten Klasse, schrieb über das Projekt und ihre Erfahrungen einen Bericht, den wir an dieser Stelle gern veröffentlichen:

Die Woche war aufregend für die Interessierten: Montag und Dienstag fuhren sie zusammen mit Heike Jesse ins Neuruppiner Hospiz, wo sie bereits von zwei Mitarbeiterinnen begrüßt wurden. In den zwei Tagen vor Ort sollte es vor allem um die letzte Hilfe für Sterbende gehen, um den Umgang mit diesen, sowohl wie mit ihren Angehörigen. Aber auch der Umgang mit eigenen Gefühlen und Emotionen spielte eine wichtige Rolle. Am Montag ließen die netten Kurs-Leiterinnen es noch etwas ruhiger angehen, denn natürlich ist das Thema Tod nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Dennoch wurden die Schülerinnen nach anfänglichen Distanzen aufmerksam auf die Vielseitigkeit und das Mitgefühl innerhalb des Hospizes und wie sehr sich die Mitarbeiter*innen bemühten, den sterbenden Menschen schöne letzte Erinnerungen zu bescheren. Daraufhin gab es ein wunderbares Miteinander und die Gespräche über den Umgang mit eigenen Emotionen wurden ausgedehnter.

Es muss von Herzen kommen, wenn es auf Herzen wirken soll.

Den Schüler*innen wurde klar, wie wichtig die letzte Hilfe ist, was sie selbst und andere erwarteten, wenn es zu diesem Thema innerhalb der Familien kommt und was sie für ihre Mitmenschen tun können. Übungen zur Selbstreflektion und übersichtliche, liebevoll gestaltete Präsentationen von Modellen wie „Die Vier Welten Des Menschen“ hinterließen am Montag einen wunderbaren ersten Eindruck bei den Schüler*innen.

Natürlich darf erwähnt werden, dass sowohl Schüler*innen als auch die Sozialarbeiterin während des Projektes bestens versorgt wurden und für reichlich Appetithäppchen zur Verdauung des Themas gesorgt wurde. Auch eine Führung durch das wunderschön eingerichtete Hospiz war Teil des Programms. Am Ende des Tages gingen die Schüler*innen, nun definitiv erschöpft aber wissensbegierig auf den nächsten Tag, nach Hause.

Auch der Dienstag gestaltete sich emotional vielseitig. Nach einem kräftigenden Frühstück wurde der Fokus dieses Mal mehr auf die praktische Arbeit gelegt. Während bisher die Modelle des Menschen und das Erklären menschlichen Umgangs im Vordergrund standen, kam nun Teamarbeit ins Spiel. Die Leiterinnen des Projektes zeigten den Schüler*innen, wie sie mit einfachen Übungen erkennen konnten, wie sich sterbende Menschen fühlten und was sie vielleicht von ihren liebsten erwarteten. Es wurde gezeigt, welch kleine Dinge diese Menschen erfreuten und was für sie gar keine Relevanz mehr hatte.

Um mit der eigenen Trauer umzugehen, mpdellierten wir Troststeine und Modelle der eigenen Vorstellung auf ein Leben nach dem Tod. In kleineren Gruppen wurden Plakate gestaltet, auf denen die kleinen Freuden des Lebens dargestellt waren. Ein Film über die verschiedenen Kulturen auf der Welt rund um den Tod zeigte, wie unterschiedlich die Ansichten auf die Frage „Was kommt nach dem Tod“ sind. Hierbei wurde keinerlei Druck ausgeübt und die Schüler*innen konnten offen über ihre eigenen Vorstellungen reden. Allgemein wurde ihnen in den zwei Tagen ein Gefühl der Geborgenheit und des Verständnisses vermittelt, was einige dazu brachte, weitaus offener über das Thema zu reden als zuvor.

Am Mittwoch stand der Besuch beim Bestattungsinstitut Gransee auf dem Programm. Dazu hatten sich die Schüler*innen zuvor 15 Fragen an den Leiter des Instituts überlegt, denn einige kannten sich mit dem Thema Bestattung weniger aus als gedacht. Die interessanten Antworten des Leiters ließen einige überrascht aufhorchen, denn es kamen Fakten ans Licht, die nicht erwartet wurden. So erfuhren wir, dass Familienangehörige bei der Einäscherung eines Verstorbenen anwesend sein dürfen, sehr zur Verwunderung einiger Schüler*innen und auch der Sozialarbeiterin. Der Leiter gab ihnen ein wirklich umfangreiches Wissen über Bestattungen, Kosten und formelle Angelegenheiten, als auch eigenen Erfahrungen mit auf den Weg und hinterließ einen guten Eindruck. Um das Thema noch einmal abzurunden und einen letzten Ausklang zu haben, wurde am Donnerstag ein gemeinsames Frühstück veranstaltet, bei dem ein Film namens „Ein Schotte macht noch keinen Sommer“ gezeigt wurde. Dieser Film befasste sich mit einem krebskranken Großvater und seiner Familie. Der Film fasste das Gelernte der letzten Tage noch einmal perfekt zusammen und wie man sich und seiner Familien in solchen Zeiten am besten helfen kann. Damit kann man sagen, dass diese Projektwoche am Ende den Mut der Schüler*innen wert war!
Aliena Quandt

Der Ruppiner Hospiz e.V. wurde 1999 gegründet und ist ein gemeinnütziger überkonfessioneller Verein, dem ca. 80 Mitglieder angehören. Er finanziert sich in großem Maße über Spenden, um die Unkosten u.a. für das stationäre Hospiz zu unterhalten. Das Hospiz ermöglicht nachhaltige Projekte für Ehrenamtliche und deren Qualifizierung sowie Präventiv-Projekte für Kinder und Jugendliche, wie beispielsweise »Hospiz macht Schule oder »Endlich«. Auch der Ausbau von Angeboten für Trauernde wird durch den
Verein ermöglicht. Alle Mitarbeitenden verbindet ein Ziel, sie wollen schwerstkranken und sterbenden Menschen ein Zuhause geben, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen - ein Ort, an dem die Gäste ihr Kranksein und Leiden in Würde annehmen und akzeptieren können.

"Es ist unser besonderes Ziel, die Persönlichkeit des Kranken zu achten, die Individualität zu wahren und die Wünsche des Betroffenen zu berücksichtigen. Wir bemühen uns, für die Sterbenden ein Betreuer, ein Partner, ein Begleiter, ja ein Freund zu sein. Wir möchten alles dafür tun, dass unsere Gäste in Frieden sterben können und ihre Würde bis zu letzt gewahrt bleibt." (Ausschnitt aus dem Flyer des Hospiz)

Nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben.

Seit 2009 kooperierte der Ruppiner Hospizdienst mit der Berufsschule des Internationalen Bundes in Neuruppin. Fortan waren Schüler*innen der Berufsvorbereitung im Hospiz Haus Wegwarte zu Gast. Der Wunsch der Jugendlichen, sich mit dem Thema "Tod, Trauer, Sterben" auseinander zu setzen, nahm stetig zu und so wurden eigene Projektideen und -konzepte entwickelt. Als die Berufsschule 2020/21 schließen musste, gelang es der Schulleiterin Frau Eckhardt neue Zielgruppen zu erschgließen. Der IB bietet nun ein "Freiwilliges Soziales Jahr" im Hospiz an. Die IB Sozialpädagogin Heike Jesse wiederum setzt mit den Schüler*innen des Strittmatter Gymnasiums Gransee Projektwochen wie oben beschrieben um.

Zitat 1: Johann Wolfgang von Goethe
Zitat 2: Cicely Saunders / Mitbegründerin der mogderbnen Hospizbewegung