Behutsam ins Berufsleben starten

Carol Neumann Annett Heiland 22.03.2021 Lesedauer 3 Min.

Für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ist es schwer, beruflich Fuß zu fassen und einer geregelten Täigkeit nachzugehen. Im Kooperationsprojekt "Melewa" sollen sie lernen, mit ihrer individuellen Situation besser umzugehen, soziale Kontakte zu anderen aufzubauen und langfristig berufliche Perspektiven für sich zu entwickeln. Der IB Berlin-Brandenburg, die salus ambulanz Werder und das Jobcenter Potsdam-Mittelmark helfen dabei.

Im Auftrag des Landkreises Potsdam-Mittelmark starteten unsere Kolleg*innen in der Region Brandenburg Nordwest im Dezember 2020 das Pilot-Projekt „MELEWA – Mein Leben im Wandel“. Damit setzt sich die Reihe der durch den IB entwickelten Integrationshilfen für psychisch instabile und kranke Menschen zur Teilhabe am Arbeits- und sozialen Leben fort.

››Soziale Kontakte, Achtsamkeit und praktisches Arbeiten stehen im Vordergrund.‹‹

Das Besondere an diesem Projekt ist, dass die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt nicht im Vordergrund steht. Vielmehr geht es um Begegnungen, den Kontakt mit anderen Menschen, um Sozialkompetenzen. Dabei werden gemeinsam Wege trainiert, Tagesstrukturen aufgebaut und Achtsamkeit geübt. Auch Wissen über die jeweiligen Krankheitsbilder wird vermittelt. Dazu gehören in der Folge auch Informationen über mögliche Therapieansätze.

Zu Intention des Auftraggebers sagt Anne Fehse vom Jobcenter: „Bei der Begleitung von Personen mit psychischen Einschränkungen benötigen die Fachkräfte der Arbeitsvermittlung im Jobcenter zusätzliche Unterstützung. Ziel ist es bedarfsgerechte, passgenaue Angebote zur Verfügung zu stellen, um damit die Bedarfe individuell ermitteln zu können.“ Die während des Projekts gemachten Erfahrungen können sowohl den Teilnehmenden als auch den Mitarbeitern des Jobcenters wertvolles Wissen darüber vermitteln, wie eine nachhaltige Eingliederungsstrategie aussehen kann und welche Unterstützungssysteme benötigt werden.

Berufliche Perspektiven entwickeln

Der Landkreis wählte, aufgrund guter Erfahrungen in bisherigen Kooperationen, den IB als Partner für dieses neuartige Projekt. „Wir sind stolz als Partner des Landkreises Angebote zur Teilhabe mit zu entwickeln und die fachliche Expertise der IB Berlin-Brandenburg gGmbH einbringen zu können.“, sagt Annett Heiland, Leiterin der Beruflichen Bildung in der Region Brandenburg Nordwest. Und das mit Recht! Seit einigen Jahren kümmern sich die Kolleg*innen des multiprofessionellen Teams der Beruflichen Bildung um die Eingliederung von Menschen, die seit langer Zeit ohne Tätigkeit und berufliche Perspektive sind. Von Mal zu Mal konnten die Projekte, anhand der Erfahrungen des jeweils vorangegangenen, weiter verbessert werden. Die Bedarfe wurden klarer und die Projektinhalte an die Erfordernisse angepasst.

Im Projekt MELEWA können sich die Teilnehmenden unter Anleitung ausprobieren und soziale Kontakte mit anderen herstellen und pflegen. "Im Bereich Handwerk treffe ich auf viel Interesse und Engagement bei den Teilnehmenden. Die praktische Arbeit hilft einigen, die Alltagssorgen für einen Moment zu vergessen und den Fokus auf gemeinsame Projekte zu richten.", sagt Sebastian, der hier als Anleiter tätig ist. Teilnehmerin Kathleen beschreibt das Projekt als einen Ort, an dem man viel Selbsterfahrung sammeln könne: "Ich bin froh mal von zu Hause weg zu sein. Wir sind eine dufte Gruppe und es ist schön, sich mit Menschen auszutauschen, die aus ähnlichen Gründen bei MELEWA sind, wie ich. Außerdem erhalte ich viel Unterstützung von den Mitarbeitenden, um meine private und berufliche Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen."

Projekt mit psychologischer Begleitung

Ein weiterer Partner im Projekt ist die salus ambulanz Werder. Sie begleiter das IB-Team und das Jobcenter des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Gemeinsam evaluieren sie die einzelnen Entwicklungsphasen während des Pilotprojektes. Anna Specht von der salus ambulanz ist davon überzeugt, dass Melewa ein nachhaltiges Fundament bei den Teilnehmenden schafft. „Besonders wertvoll empfinde ich das Einüben einer ‚gesunden‘ Balance von Aktivierung und Entspannung, damit die eigenen Potenziale sowie die persönlichen Grenzen gleichermaßen Beachtung erfahren.“, sagt die Psychologin. Auf diese Weise gelingt es den Teilnehmer*innen, ihre Bewältigungsfähigkeiten nachhaltig zu stärken und eine tragfähige berufliche Perspektive zu entwickeln.

Wer kann am Projekt teilnehmen?

Zugang zum Projekt erhalten Interessent*innen über die salus ambulanz, Fallmanager*innen oder persönliche Ansprechpartner*innen im Jobcenter, aber auch in Vorgesprächen mit den Mitarbeiter*innen vom IB. Die „Zuweisung“ erfolgt jedoch nicht einfach so… Im Vorfeld wird die Eignung geprüft. Dazu gehören Aspekte der individuellen Belastbarkeit und ob nicht vielleicht eine medizinische/rehabilitative Maßnahme sinnvoller wäre. Darum gibt es in künftigen Projekten eine „Warm-Up-Phase“, in der sich die Teilnehmenden und die Projektmitarbeiter*innen kennenlernen und gemeinsam prüfen können, ob eine Projektteilnahme zum jetzigen Zeitpunkt zielführend ist. Ebenfalls neu und besonders ist die Möglichkeit in den Belastungsphasen zu wechseln und zeitweise auch online oder mit telefonischer Beratung teilzunehmen. Das nimmt den Druck, der oft dazu führte, dass die Betroffenen für Angebote nicht erreichbar sein konnten.
Anlaufstelle ist das IB-Büro in der Fritz-Zubeil-Straße 35 in Potsdam. Ansprechpartnerin für das Projekt ist Annett Heiland vom IB Berlin-Brandenburg.

Carol Neumann

arbeitet als Referent für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit beim IB Berlin-Brandenburg. Seine Schwerpunktthemen sind die Pflege der Homepage, das…

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