Im Skulpturenpark Wilkendorf freuten sich zehn Kinder und Jugendliche aus der Gemeinschaftsunterkunft Hoppegarten auf diesen, ihren ganz besonderen Holzkunst-Workshop. Unter Anleitung des Bildhauers Wolfgang Stübner konnten sie hier 6 Tage lang nach Lust und Laune und mit sichtbar viel Freude ihre Ideen "in's Holz" hauen.
Am 27. Juli 2021 ist es endlich soweit. Das Wetter ist herrlich und die Sonne scheint auf die vielen Skulpturen, die hier mitten in der Natur auf irgendetwas zu warten scheinen. Die Luft riecht nach einer Mischung aus gerade frisch geschnittenem und lange abgelagertem Holz. Der angenehm säuerliche Geruch von Eiche sticht ein wenig hervor. Wir befinden uns im Skulpturenpark Wilkendorf, wo sich die zehn Kinder und Jugendlichen schon voller Spannung und Vorfreude versammelt haben.
Viele der Kinder haben noch nie mit den eigenen Händen etwas aus einem Material gewerkelt, also ein Handwerk ausgeübt. In den nächsten Tagen werden sie vielleicht zu ihrere eigenen Überraschung das Linden-, Pappel- und Roteichenholz in kleine Kunstwerke verwandeln.
„Ich habe einen Fisch geschnitzt“, freut sich Maria. Stolz zeigt mir die elfjährige aus Syrien das hölzerne Wesen. Sie hat schon etwas Übung, weil sie bereits vor einem Jahr, gemeinsam mit der zehnjährigen Safiyat aus Tschetschenien, in der Schule eine Axt geschnitzt hat. „Ich freue mich auf morgen, dann können wir schnitzen, was wir wollen. Ich schnitze dann einen Stern. Da mach ich ein Loch rein, hänge ihn an mein Bett und habe ich immer eine schöne Erinnerung“, sagt sie ganz aufgeregt. Auch Safiyat freut sich sehr auf den nächsten Tag: „Ich möchte ein Herz machen. Das bekommt dann meine Mama.“
Die Idee für diesen Holzkunst-Workshop stammt von den Sozialpädagogen und -pädagoginnen, die die geflüchteten Familien in der Gemeinschaftsunterkunft Hoppegarten betreuen. Sie konnten Wolfgang Stübner, den überregional bekannten Bildhauer, für ihr Projekt gewinnen. Er wohnt und arbeitet im Skulpturenpark und lud die Kinder gern zu sich und einem Workshop ein. Man kann ihm die Freude ansehen, die er an der Arbeit mit den jungen Menschen hat. Er nimmt sich Zeit, macht viele Handgriffe erst einmal vor und erklärt mit unglaublicher Geduld. Ständig wirbeln die Kinder um ihn herum - aber aus der Ruhe bringen lässt er sich nicht.
„Für viele der Kinder ist es das erste Mal, dass sie mit einem Kunsthandwerk in Berührung kommen. Es ist schön sie dabei zu beobachten wenn sie begreifen, dass vieles nur mit Geduld geht. Die Werkzeuge wollen mit bestimmten Techniken geführt werden. Das geht nur mit Übung“, sagt Stübner. „Allein die Zeit von 10 bis 15 Uhr durchzuhalten, eine Arbeit fertig zu bekommen, die etwas länger dauert - dafür ist dieser Workshop ein gutes Training und schafft Erfolgserlebnisse.“
Der Leiter der Gemeinschaftsunterkunft, Bodo Matthes und Leif Wagner, der dort als Sozialpädagoge arbeitet, begleiten die Kinder zum Workshop und betonen, dass es in der Unterkunft selbst leider nur sehr wenig Möglichkeiten gibt, sich individuell zu beschäftigen. "Deshalb ist dieser Workshop - gerade für die quirligen Kinder - eine willkommene Abwechslung und Bereicherung.", sagt Matthes. Die Kinder können hier nicht nur in der Natur sein, sondern auch lernen, mit natürlichen Materialien zu arbeiten. Für die Kinder ist der Workshop in der kleinen Gruppe ein tolles Gemeinschaftserlebnis und trägt nicht zuletzt auch zur Sprachbildung und Integration bei.
In der Gemeinschaftsunterkunft Hoppegarten leben insgesamt 115 Menschen, darunter acht Familien mit insgesamt 25 Kindern. Sie kommen überwiegend aus Tschetschenien, Syrien, Afghanistan, Pakistan, Kamerun und dem Iran. Die Kinder, die an diesem Projekt teilnehmen, sind 7 bis 13 Jahre alt. Viele von ihnen kamen 2015 nach Deutschland und leben seitdem in der Gemeinschaftsunterkunft. Entsprechend groß ist ihre Freude über die Abwechslung zum Alltag bei Ihnen.
Die "Arbeit" bereitete den Kindern großes Vergnügen und "obendrauf" klang jeder Tag noch mit viel Spiel und Spaß aus. Von Baumstammweitwurf bis Wikingerschach war vieles dabei, was den verdienten „Feierabend“ krönte.
Am letzten Tag des Workshops stellten die kleinen Künstler stolz ihre Werke aus. Ich fand es wirklich beeindruckend, wie filigran manche Exponate gefertigt wurden. Um den bildhauerischen Nachwuchs ist mir jedenfalls nicht bange.
Wir bedanken uns beim Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK), der unseren Holzkunst-Workshop finanziert hat. Unter dem Titel "Wir können Kunst" fördert der BBK Kunstprojekte für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche, die von professionellen Bildenden Künstler*innen durchgeführt werden. Die Mittel dafür stammen aus dem Fördertopf "Kultur macht Stark" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
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Weiterlesenarbeitet als Referent für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit beim IB Berlin-Brandenburg. Seine Schwerpunktthemen sind die Pflege der Homepage, das…
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