Mahboubeh Akbari - 10 Jahre ehrenamtliches Engagement

Andrea Zimmer 29.11.2022 Lesedauer 5 Min.

Mahboubeh Akbari wurde in Teheran geboren, hat dort unter stets schwerer werdenden Bedingungen gelebt und konnte 2009 gemeinsam mit ihrer Tochter im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland migrieren. Das ist lange her und Frau Akbari ist bereits viele Schritte gegangen, um selbstbestimmt leben zu können und zu dürfen. Ihre erste Unterkunft in Deutschland befand sich im IB Wohnheim Trachenbergring, doch erfreulich schnell konnte ihre Familie in eine eigene Wohnung umziehen. Sie erzählt dankbar von all den Menschen, die ihr bisher geholfen haben und gibt davon bis heute sehr viel zurück. Seit 10 Jahren unterstützt sie in verschiedenen Wohnheimen des IB  geflüchtete Menschen, zumeist Iraner*innen und die sogenannten afghanischen Ortskräfte. Sie spricht ihre Sprache und das in jeder Hinsicht, denn sie weiß nur allzu gut, welche Wege in einem neuen Land zu gehen sind, welche Hürden es zu überwinden gilt.

Mahboubeh spricht selbstredend ihre Muttersprache Farsi (persisch), versteht aber auch problemlos Menschen, die Dari sprechen. Daher war und ist sie eine sehr große Hilfe, um Sprachbarrieren aufzulösen und so die notwendigen Kommunikationen zu erleichtern. Insbesondere in allen Belangen rund um Formulare, Anträge und sonstige Bescheinigungen sowie als Begleiterin zu Ämtern wie jobcenter, Familienkasse hat Maboubeh schon unzählige Male jenen Menschen helfen können, die wie sie ihre Heimat verlassen mussten. 

Mahboubeh erzählt sehr eindringlich, warum es ihr so wichtig ist, anderen Menschen zu helfen. Genau genommen spricht sie selbst dabei nicht von „wichtig“, sondern von „selbstverständlich“ und dafür gibt es zwei Gründe, zwei Erfahrungen, die ihr eigenes Leben grundlegend geprägt haben. 

Sie ist in einem Elternhaus groß geworden, in dem Solidarität und Hilfe ganz selbstverständlich gelebt wurden. Das Haus stand stets offen für ärmere und hilfsbedürftige Menschen. Zur Zeit des Iran-Irak Krieges konnte und durfte ihr Vater Essensgutscheine ausfüllen, was vor allem für jene, die nicht schreiben oder lesen konnten, überlebenswichtig war. 

"Engagement ist etwas, was meiner Seele gut tut."

Es gibt mir Zufriedenheit, wenn ich andere Menschen auf ihrem Weg ein Stück begleiten und dabei den ein oder anderen Stein beiseite schaffen kann. 
So verwundert auch ihr eigener engagierter und zielgerichteter Werdegang kaum. Sobald es ihr möglich war, besuchte sie mehrere Sprachkurse und lernte sehr ehrgeizig deutsch. In einem berufsbezogenen Deutschkurs wurde ein Praktikum erforderlich und Mabhoubeh zog es zurück an den Ort, der für sie Anfang und erste Hilfe war, das Wohnheim Trachenbergring. Dort wollte sie nun auch selbst helfen und anderen Menschen all die Schritte erleichtern, die es in diesem neuen Land zu gehen gilt. Sie konnte auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, sie konnte aber auch Kraft und Zuversicht schenken.
Ein weiteres Praktikum absolvierte sie im IB Übergangswohnheim Marienfelder Allee und lernte dort einige Sozialarbeiterinnen, darunter auch Gordana Spasic-Neumann kennen, die ihr von Anfang an in vielen Fragen und Aufgaben zur Seite stand. Auch die damalige Heimleiterin, Uta Sternal, war dankbar für die zusätzliche Unterstützung, nicht zuletzt mangelte es zu dieser Zeit an Mitarbeitenden, die persisch sprechen. Für eine Festanstellung fehlte aber leider die vorgeschriebene fachliche Ausbildung. Mahboubeh ließ sich jedoch nicht lange bitten, wenigstens im Ehrenamt tätig zu werden. 

Mahboubeh Akbari
Gordana Spasic-Neumann

Zeitgleich absolvierte sie eine Qualifizierung zu einer der ersten Stadtteilmütter in Spandau. Nachdem sie sich des Weiteren auch zur Integrationslotsin qualifiziert hat, konnte sie bei der Diakonie ihren ersten Arbeitsvertrag unterschreiben. Das war für sie nahezu „doppelt“ bedeutend, denn diese Unterschrift erlaubte es ihr nun auch, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Eben das ist solange nicht möglich, wie jemand von staatlicher Unterstützung abhängig ist.

Seit 2018 arbeitet Maboubeh Akbari hauptberuflich wieder als Stadtteilmutter in Spandau. Das Wissen und all die Erfahrungen, die sie dort im Familienzentrum erwerben kann, gibt sie gern an alle Frauen und Familien weiter, denen sie beratend zur Seite steht. Ihr Ehrenamt übt sie übrigens inzwischen im IB Wohnheim in der Rankestraße, Berlin Charlottenburg aus. Für die Marienfelder Allee sicherlich ein großer Verlust, aber als ihre damalige und auch heutige Wegbegleiterin Gordana Spasic-Neuman die Leitung des Wohnheimes in der Rankestraße übernahm, ging Mhaboubeh kurz und klar entschlossen mit.

"Die Angst ist farblos, wenn die Hoffnung auf eine Zukunft stirbt."

Dieses Zitat ist stark und wirkt hier wie ein Bruch inmitten von dem, was Ehrenamt bewirken kann. Inmitten der gesellschaftlichen Bedeutung von unvoreingenommener und in jeder Hinsicht verständnisvoler Umterstützung für Menschen, die in einem völlig fremden Land ein neues Leben aufbauen.
Es ist kein Bruch, es ist folgerichtig, denn die Selbstverständlichkeit, mit der Mhaboubeh "schwächeren" ihre Unterstützung gibt, kommt auch aus der Kraft und dem Wunsch, für Gerechtigkeit und menschliche Rechte zu kämpfen.

Mahboubeh Akbari ist Iranerin!

Unwillkürlich erinnert uns das an die derzeit so starken Aufstände der Frauen im Iran, ihren Kampf für Selbstbestimmung und gegen die Unterdrückung, für Freiheit und gegen Gewalt, für Menschenrechte. Je länger ich Maboubeh aber zuhöre, desto bewusster wird mir, was ich vielleicht zuweilen verdränge. Der Iran ist nicht erst seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini ein Land, das die Rechte von Frauen und Minderheiten, also jegliche Menschenrechte mit Füßen tritt. Mahsa Amini wurde fest genommen, weil sie in den Augen der Teheraner Sittenpolizei ihr Kopftuch nicht korrekt getragen hat und starb unter ungeklärten Umständen in Polizeigewahrsam. Es geht um mehr als ein Stück Stoff: Das Kopftuch wird zum Symbol für Frauenrechte und Meinungsfreiheit. Symbol für die Bedeutung von Demokratie und Menschenrechten.

Andrea Zimmer

… erweitert das Team „Meyer- Neumann“ zum Trio der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. „Eigentlich wollte ich nur ein Jahr beim IB bleiben, mich aus der…

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