Internationale Arbeit in Zeiten des Krieges

Willy Brim 25.05.2022 Lesedauer 2 Min.

Politische Unruhen, Naturkatastrophen oder Pandemien in benachbarten Ländern bleiben selten auf nationale Grenzen beschränkt. So unterliegt die Internationale Arbeit des Internationalen Bundes auch dem ständigen Einfluss von außen. Das hat spürbare Auswirkungen auf eine Vielzahl von Projekten - insbesondere in Zeiten des Krieges in der Ukraine.

In Zeiten der allgegenwärtig spürbaren Globalisierung und der Dauerpräsenz der digitalen Welt kann jedes öffentliche Ereignis in Sekundenschnelle verbreitet werden und Entscheidungsträger*innen stehen dauerhaft vor der schweren Herausforderung zügig und möglichst abgewogen zu handeln. Nach fast zwei Jahren globaler Covid-Pandemie erschwert seit Ende Februar 2022 das Kriegsgeschehen in der Ukraine die Durchführung von europäischen Projekten. Die Europäische Union, ebenso wie die IB Gruppe, hat sich direkt mit der Ukraine solidarisiert und bietet Einrichtungen in den beiden Programmen Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps flexible Möglichkeiten mit der aktuellen Situation umzugehen.

Organisationen mit laufenden Projekten in Deutschland und der Ukraine können diese etwa verschieben, frühzeitig beenden oder digital weiterführen. Ein solches Projekt kann beispielsweise ein europäischer Freiwilligendienst, ein bilateraler Jugendaustausch, ein Fachpraktikum von jungen Auszubildenden aus verschiedenen Berufsbereichen wie Gärtnerei, Gastgewerbe und Handel oder eine Fachkräfteweiterbildung sein. Sollten bei der Rückholung nach Deutschland oder bei sonstigen Aktivitäten die im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine stehen zusätzliche Ausgaben anfallen, so können diese flexibel als außergewöhnliche Kosten geltend gemacht werden.

Umgekehrt greifen die EU-Sanktionen gegenüber Russland auch bei den größer angelegten Kooperationspartnerschaften, die in der Regel eine Laufzeit von zwei bis drei Jahren haben. Diese sind mit Beteiligung Russlands nur noch sehr eingeschränkt möglich. Überweisungen an russische Banken sind zum Beispiel nicht mehr möglich und auch das Reisen nach Russland wird erschwert. Zur Aufrechterhaltung persönlicher Kontakte können Einzelmobilitäten und Freiwilligendienste mit russischen Partnerorganisationen unter bestimmten Bedingungen dennoch fortgeführt werden. Da es sich um eine außergewöhnliche Situation handelt, können viele Fragen vonseiten der Europäischen Kommission auch noch nicht konkret beantwortet werden. Die deutsche Nationale Agentur Erasmus+ Jugend hält aber aktuell die Durchführung von Projekten mit Russland unter den gegebenen Bedingungen für nicht geboten.

Auch andere Förderprogramme wie etwa das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) haben ukrainischen Partnerorganisationen schnell ihre Unterstützung angeboten. Einrichtungen aus Deutschland können Einzelpersonen sowie Kinder- und Jugendgruppen aus ihren ukrainischen Partnereinrichtungen zu sich einladen und erhalten sehr unbürokratisch eine Förderung. Mit Hilfe dieser Fördermöglichkeit befindet sich beispielsweise aktuell eine junge Person aus der Ukraine in Obhut des IB Berlin Brandenburg und wird ab August einen Freiwilligendienst beginnen.

Das Kriegsgeschehen beeinflusst darüber hinaus aber auch Projekte zwischen Partnern, die ihren Standort weder in der Ukraine noch in Russland haben. Aktuell stoßen viele Anfragen auf eine Projektbeteiligung, die östliche Länder einschließen mindestens auf Skepsis und eher noch auf Ablehnung.
Dennoch ist gerade in solchen Zeiten die Begegnung zwischen jungen Menschen aus anderen Kulturen, der Austausch mit unseren europäischen Nachbarn und das miteinander Lernen von größter Bedeutung und das sollte so lange wie möglich, sofern die Kapazitäten dafür noch nicht ausgeschöpft sind, aufrechterhalten werden. Das 2022 von der EU ins Leben gerufene Europäische Jahr der Jugend, das die von der Pandemie besonders betroffene junge Schicht der Gesellschaft anspricht, könnte dafür ein gegebener Anlass sein.

Willy Brim

Unser Autor Willy ist seit November 2019 im Bereich der Internationalen Arbeit in Brandenburg Nordost und Südost am Standort in Neuenhagen beschäftigt. Er hat…

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