Gerade Schüler*innen mussten während der Pandemie immer wieder auf vieles verzichten: Unterricht, Hobbies, soziale Kontakte. Öffentlich wurde viel über Kinder und Jugendliche gesprochen, selten erhielten ihre Stimmen öffentliches Gehör. Mit dem Brandenburger Projekt #anBahnen sollte sich das ändern. Dazu gestalteten die Kinder an Brandenburger Bahnhöfen verschiedene Kulturprojekte und kreative Aktionen. Unser Kollege Karsten Weichert, Schulsozialarbeiter in der IB-Region Brandenburg Nordwest, hat die Schulkinder in Neustadt/Dosse und das Pojekt begleitet.
Kulturaktionen, Plakataktionen, Songs, Choraufführungen, Tanzauftritte und Graffitis - die Ideen der Brandenburger Kinder und Jugendlichen sind vielfältig. Doch gerade in der Corona-Pandemie sind sie laut eigenen Aussagen nur als Schüler*innen wahrgenommen worden. Ihre Ideen, Bedürfnisse und Gestaltungsmöglichkeiten in der Krise wurden nicht abgefragt; viele nachhaltige Innovationen von dieser Alters- und Gesellschaftsgruppe blieben ungehört.
Mit den Aktionen im Jugendkulturprojekt #anBahnen wollten die Brandenburger Kinder und Jugendliche deshalb deutlich machen: Wir sind systemrelevant! Wir haben Ideen! Wir sind wichtig und innovativ und wir wollen beteiligt werden!
Die in ganz Brandenburg durchgeführten Aktionen sollten dazu beitragen, dass in den beteiligten Städten und Gemeinden der §18a (BbgKVerf) der Kommunalverfassung Brandenburg besser umgesetzt wird. Unser Kollege Karsten Weichert, der als Schulsozialarbeiter in Neustadt/Dosse arbeitet, ergänzt: "Mit unserer Aktion wollten wir auch eine bessere Vernetzung im Sozialraum zwischen den Beteiligten erreichen." Dazu zählen Jugendliche, Jugendvertretungen, Politik, Verwaltung, Sozialarbeit und Initiativen, die gemeinsam neue Ideen, Strukturen und Perspektiven in der schwierigen Zeit der Corona-Krise entwickeln.
Deshalb beteiligten sich auch die Schulsozialarbeiter*innen vom IB Berlin-Brandenburg und die Schüler*innen der Prinz-von-Homburg-Schule in Neustatd/Dosse im September 2021 mit eigenen Aktionen. "Unsere Kinder hatten sich verschiedene Instrumente selbst gebaut, mit denen sie an Bahnhöfen auf sich aufmerksam gemacht haben.", berichtet Karsten Weichert, der gemeinsam mit anderen IB-Kolleg*innen die Kinder während des Aktionstages begleitete. Mit ihren Upcycling-Instrumenten - ganz im Sinne der Nachhaltigkeit - positionierten sich die Schulgruppen direkt an Bahnhöfen und sorgten für mächtig Lärm, wann immer Züge einfuhren.
Natürlich stellten die Schüler*innen bei dieser Gelegenheit auch eigene Forderungen, was sich aus ihrer Sicht verbessern müsse. In erster Linie wünschten sie sich endlich wieder mehr Präsenzunterricht, mehr soziale Kontakte und einen persönlichen Austausch mit Gleichaltrigen und Lehrer*innen. Umfangreichere Freizeitangebote und Projekte in den Jugendclubs vermissten viele insbesondere in der Corona-Zeit. Auch im sportlichen Bereich könnte sich für die Kinder und Jugendlichen einiges verbessern, mit einem Skaterpark und einem Box-Club zum Beispiel könnten die Kids ihre freie Zeit am Nachmittag deutlich sinnvoller gestalten. "Die Wünsche waren zahlreich.", erzählt Karsten Weichert. "Am Ende des Aktionstages haben wir die Wünsche gebündelt und an die Kommunalpolitiker*innen weitergereicht." Laut des IB-Sozialarbeiters gab es bisher noch keine konkreten Reaktionen. Klar ist auch: Nicht alle Wünsche und Forderungen kann die Politik erfüllen. Sie kann aber einen enormen Beitrag dazu leisten, dass Kindern und Jugendlichen mehr Rechte und mehr Beteiligung eingeräumt werden - so wie es auch die Brandenburger Kommunalverfassung seit der im Juni 2018 beschlossenen Mitwirkung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen (§18a BbgKVerf) vorsieht.
Das Jugendkulturprojekt #anBahnen wurde initiiert von der Stiftung SPI und fand das erste Mal im September 2020 in verschiedenen Regionen Brandenburgs statt. Im September 2021 gab es unter dem Hashtag #anbahnenundorten eine Neuauflage des Projektes, bei dem es vorrangig um die Mobilität von Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum ging. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, dem Förderprogramm "Demokratie leben!" sowie dem Deutschen Kinderhilfswerk.