Endlich geht es los. Mit drei Tagen Verspätung konnte am 4. November die Kältehilfe des IB Berlin-Brandenburg starten. Auf dem ehemaligen Brauereigelände Pfefferberg in Prenzlauer Berg finden obdachlose Menschen bis 31. März 2021 abendlich einen warmen Platz zum Schlafen. Die Besonderheit: Auf der Straße lebende Frauen und Männer sind im Pfefferbett Hostel in der Christinenstraße untergebracht und werden von Sozialarbeitern*Sozialarbeiterinnen des Internationalen Bundes (IB) begleitet.
Alles war geplant und vorbereitet. Gemeinsam mit dem Bezirksamt Pankow und dem Pfefferbett Hostel hatten die IB-Mitarbeiter*innen der Wohnungslosenhilfe alle Vorbereitungen getroffen. Am Ende sorgten Formalitäten für eine kurzzeitige Verzögerung und damit für eine verspätete Eröffnung. "Wir freuen uns, dass es nun endlich losgeht.", sagt Claudia Nickel, Bereichsleiterin Wohnungslosenhilfe beim IB Berlin-Brandenburg. Am ersten Abend war die Nachfrage nach einem warmen Schlafplatz noch überschaubar: Vier obdachlose Männer suchten das Hostel auf, um hier die Nacht zu verbringen. Das wird sich vermutlich schnell ändern: "In den nächsten Tagen rechnen wir mit deutlich mehr Personen, sobald sich das Angebot herumgesprochen hat.", sagt Nickels Kollege Artan Zeka.
In Berlin leben laut offizieller Zählung* rund 2.000 Menschen auf der Straße. Im Rahmen der Kältehilfe stehen aktuell 1.000 Notübernachtungsplätze in ganz Berlin zur Verfügung – davon 90 im Pfefferbett Hostel inklusive 18 Plätzen ausschließlich für Frauen. Aufgrund der Corona-Pandemie und der freien Kapazitäten kann das Hostel in der Herbst-Winter-Saison obdachlose Menschen als Übernachtungsgäste aufnehmen. Der IB Berlin-Brandenburg übernimmt mit seinen drei Sozialarbeiter*innen Artan Zeka, Stefan Ehrhardt und Claudia Nickel sowie ehrenamtlichen Helfer*innen die Begleitung der Menschen während ihres Aufenthaltes.
"In den vergangenen Jahren bekamen wir von den Bezirksämtern leer stehende Räume zur Verfügung gestellt. Um die komplette Möblierung und Ausstattung der Unterkünfte mussten wir uns selbst kümmern.", berichtet Claudia Nickel. "In diesem Jahr sind wir in der komfortablen Situation, die Infrastruktur des Hostels nutzen zu können. Das erleichtert vieles.", fährt sie fort.
Neben einem möblierten Zimmer können Schlafgäste auch die Duschräume sowie den Aufenthaltsraum zum Essen nutzen. Allerdings gibt es pandemiebedingte Einschränkungen. Um eine Ansteckung so gering wie möglich zu halten, wurden laut Claudia Nickel besondere Vorkehrungen getroffen: „Gemeinsam mit dem Hostel haben wir entsprechende Hygienemaßnahmen erarbeitet und Szenarien durchgespielt; wir sind gut vorbereitet.“
Konkret bedeutet das: Bei der Ankunft im Hostel messen die Mitarbeitenden bei jeder Person zuerst die Körpertemperatur, um Fieber auszuschließen. Außerdem verteilen sie Mund-Nasen-Masken, erklären die Regeln und begleiten die Männer und Frauen auf das Zimmer. Auch die Zimmer- und Bettenverteilung findet unter Einhaltung der Abstandsregeln statt. So schlafen zum Beispiel in einem 8-Bettzimmer maximal vier Personen; in einem 4-Bettzimmer maximal zwei Personen oder eine Gruppe, die tagsüber zusammen unterwegs ist.
In dieser schwierigen Zeit ist es besonders wichtig, die Unterstützungsangebote für obdachlose Menschen aufrecht zu erhalten und ihnen im Rahmen der Kältehilfe wenigstens für die Nacht einen warmen, sicheren Ort mit Hygieneschutzmaßnahmen anzubieten. „Es wird für uns alle eine Herausforderung, aber ich bin optimistisch, dass wir diese in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten meistern werden und für kommende Kältehilfesaisons neue Standards setzen.“, sagt Claudia Nickel.
Die Unterkunft im Pfefferbett Hostel öffnet täglich um 18:30 Uhr und schließt morgens um 8:00 Uhr mit der Ausgabe eines kleinen Frühstückpakets. Am Abend erhalten die Schlafgäste eine warme Mahlzeit. Der letzte Einlass findet um 22 Uhr statt.
Wer in der Notunterkunft des Internationalen Bundes ehrenamtlich helfen will, kann sich per E-Mail melden: kaeltehilfe-berlin@ib.de.
* Am 30. Januar 2020 fand in Berlin zur Nacht der Solidarität eine offizielle Obdachlosenzählung statt. Knapp 2.000 Menschen wurden in dieser Nacht auf Straßen und öffentlichen Plätzen angetroffen. Die tatsächliche Zahl obdachloser Menschen dürfte höher liegen.