Jugendmigrationsdienst und Respekt Coaches wichtiger denn je

Stephan Schneider 13.11.2023 Lesedauer 4 Min.

... und "die Politik" bedankt sich dafür mit gravierenden Kürzungen. Der für 2024 geplante Bundeshaushalt tritt diese, nicht allein für junge Menschen, sondern für eine ganze Gesellschaft wichtige Arbeit mit Füßen. Doch Jugendmigrationsdienste wie der JMD Potsdam lassen sich nicht entmutigen. Gemeinsam demonstrierten die Mitarbeitenden, luden Politiker*innen zum Aktionstag ein und feierten die Vielfalt im Rahmen der Interkulturellen Wochen. POLITIK WACHRÜTTELN - das schreiben sie in all ihren Aktionen groß und trotzen damit allen zu befürchtenden Rückschlägen.

Mit Entsetzen und Unverständnis sahen wir uns als JMD und JMD Respekt Coaches mit den Kürzungen konfrontiert, die der Bundeshaushalt 2024 für den Kinder- und Jugendplan vorsieht. Gerade in Zeiten der Krise ist mehr gesellschaftliches Engagement, Demokratiebildung und Extremismusprävention erforderlich, nicht weniger. Deutschlandweit gingen seither Menschen auf die Straße – so auch wir als Team des JMD Potsdam am 20. September, dem Weltkindertag, in Berlin.

Entscheider*innen wachrütteln! Ein Aktionstag des JMD Potsdam.

Wie viele andere versuchen auch wir mit gezielten Aktionen die politischen Entscheider*innen wachzurütteln. Am 26. September luden wir zu einem Aktionstag an der Oberschule Theodor Fontane ein und präsentierten praxisnah, gemeinsam mit der Schulsozialarbeit, unsere Arbeit im JMD-Programm Respekt Coaches. Seit Beginn des Programmes im Jahr 2018 arbeiten die JMD Respekt Coaches mit Kooperationsschulen in der Landeshauptstadt zusammen und führen Angebote gegen Rechtsextremismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit durch. Schüler*innen setzen sich in Gruppenangeboten mit unterschiedlichen Weltanschauungen und Lebensweisen auseinander und erlernen interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen. An der Theodor-Fontane-Schule führten sie den Besucher*innen aus Landes- und Stadtpolitik das Instrument der Friedenstreppe vor, das junge Menschen befähigt, Konflikte untereinander selbstständig zu lösen. Diese und alle anderen Arbeiten mit den Jugendlichen basieren auf einem einfachen, aber unverzichtbaren Ansatz: „Versuche die Sichtweise des anderen zu verstehen“ – „Erkläre deine eigenen Gedanken“ – „Findet eine gemeinsame Lösung“.

Gemeinsam mit dem Besuch wurden Filmsequenzen anderer Gruppenangebote angesehen und diskutiert. Der sportpädagogische Workshop „Fair Boxen“ des USV Potsdam ergänzte das Programm. Unter den Besucher*innen des Aktionstags waren die Landtagsabgeordneten Isabelle Vandre (Die Linken) und Petra Budke (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Ebtesam Almostafa Alfaraj, Regionalreferentin des RAA Brandenburg, der Bildungsangebote für Multiplikator*innen in den Arbeitsfeldern Zuwanderung, Schule und Jugendarbeit entwickelt. Weiterhin nahmen Potsdamer Akteur*innen teil, darunter Vertreter*innen des Stadtparlaments, des Stadtjugendrings und des Begegnungszentrums Oskar.

Begegnungsräume schaffen und gemeinsam feiern: Interkulturelle Woche

Interkulturelle Begegnungen pflegen und feiern – allen Rückschlägen zum Trotz: In diesem Zeichen stand der darauf folgende Freitagnachmittag und -abend. Wie schon im vergangenen Jahr luden wir im Rahmen der Interkulturellen Woche, die bundesweit unter dem Motto #NeueRäume stattfand, in das Kunst- und Kreativzentrum Rechenzentrum Potsdam ein. Ab 16 Uhr erwartete die Besucher*innen ein buntes Programm mit Livemusik, einer Ausstellung, Textildruck, Henna-Bemalung und einem internationalen Buffet. Zugleich schuf die Bilderausstellung der jungen Künstlerin Doaa Bashir Al-Nashi einen ganz eigenen stillen Raum für die Fragen nach dem „Wer bin ich, wer kann und darf ich sein?“ An Infoständen zu unseren Projekten konnten die Gäste – vor allem Kooperationspartner*innen des JMD, zum Beispiel von der Jugendberufsagentur, Jugendtreffs, Begegnungszentren und Schulen – mit uns JMD-Mitarbeitenden ins Gespräch kommen.

Am Infostand des Jugendmigrationsdienstes oben im Bild von links nach rechts: Marie Kauer - JMD Mental Health Coaches, Susanne Christopoulos - Regionalleiterin des IB Berlin-Brandenburg / Potsdam sowie Koko N'Diabi Affo-Tenin und Stephan Schneider beide JMD Respekt Coaches.

Die Atmosphäre war trotz der angespannten Lage um die ausgesetzte Finanzierung gelöst und die musikalischen Darbietungen „Soul“ aus dem Bandprojekt Sound United und das Singersongwriter-Duo „Cricle“ mit ihren wunderschönen Stimmen untermalten diesen Tag. Als letzter Act betrat der Reggae-Musiker Mellow Mark mit El Congo an der Trompete die Bühne und lud in der einsetzenden Dunkelheit zum Tanzen ein. Dies war ein schöner Abschluss einer gelungenen Veranstaltung: Wir hatten den Eindruck, dass an diesem Abend Räume geschaffen wurden, um sich neu zu begegnen, kennenzulernen, zu verstehen und zu vernetzen – allen negativen Entwicklungen zum Trotz.

Wir hatten den Eindruck, dass an diesem Abend wirklich Räume geschaffen wurden, um sich neu zu begegnen, kennenzulernen, zu verstehen und zu vernetzen – allen negativen Entwicklungen zum Trotz.

Wir wissen was wir tun und erleben jeden Tag Menschen, die uns zeigen, wie wichtig diese Arbeit ist.