15 Jahre Kinder- und Jugendhilfe

Carol Neumann 26.07.2021 Lesedauer 3 Min.

Die „KJH Spreebogen“ in Fürstenwalde ist eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. Vor 15 Jahren entschieden sich unsere jetzigen Fürstenwalder Kolleginnen und Kollegen, dem IB die Trägerschaft anzuvertrauen. Eine Entscheidung, die sicherlich bis heute keine*r bereut.

Direkt an der Spree liegt diese Villa mit mehreren Etagen. Ohne Übertreibung ist die Einrichtung somit großzügig und besonders idyllisch gelegen. Ein idealer Ort, auch, um den Sommer und die gleichnamigen Ferien zu begrüßen und ein schönes großes Fest zu veranstalten. Eigentlich! Bisher wurde jedes Jahr am letzten Schultag ein solches Fest gefeiert. Dazu wurden Eltern, Betreuer*innen, Partner*innen und auch Mitarbeiter*innen des Jugendamtes eingeladen, um sich auch gemeinsam einmal mehr der Bedeutung einer guten Kinder- und Jugendhilfe bewusst zu werden. Auf das Fest wollte auch in diesem Jahr keine*r verzichten, doch noch 'verbietet' die Pandemie es, die Feste so zu feiern, wie sie eben fallen. „Ausgerechnet zum 15jährigen Jubiläum müssen wir, aufgrund der Corona-Pandemie, Kontaktbeschränkungen berücksichtigen. Also findet das Fest nur in einem sehr kleinen Rahmen statt – quasi unter uns. Im nächsten Jahr feiern wir dann aber hoffentlich ganz groß unsere 15+1!“ sagt Thomas Niels, der die KJH Spreebogen leitet.
In einer Ansprache gratuliert er den Schüler*innen zu ihren Zeugnissen und begrüßt – ganz offiziell - neue Kolleg*innen, die das Team der KJH seit Kurzem verstärken. Es gibt Kaffee und Kuchen, der Grill steht schon bereit, es läuft Musik, einige spielen Fußball, pusten Seifenblasen in die Luft oder unterhalten sich einfach. Die Atmosphäre ist fröhlich, freundschaftlich und sehr entspannt. Eine gute Gelegenheit für mich, von den Kolleginnen und Kollegen, die bereits von Beginn an dabei sind, etwas mehr über diese Einrichtung zu erfahren.   

Vor 2006 gehörte das Haus zu einem Heimverbund des Landkreises Oder-Spree bis es dann als „KJH Spreebogen“  in die Trägerschaft des Internationalen Bundes überging. Seit 25 Jahren arbeitet Sigrun Wobring in der Jugendhilfe. „Vor 15 Jahren konnten wir uns, hier am Standort, für einen neuen Träger entscheiden. Nach vielen Gesprächen fiel unsere Wahl auf den IB. Winfried Hofmann, damaliger Einrichtungsgeschäftsführer beim IB in Brandenburg an der Havel, hat die Kolleg*innen letztendlich überzeugt und konnte all ihre offenen Fragen umfassend und qualifiziert beantworten.“, sagt sie.
Regina Redlich ist bereits seit 44 Jahren in der Jugendhilfe der Stadt Fürstenwalde tätig, seit 25 Jahren hier am Standort und somit seit 15 Jahren beim IB. „Der Start beim IB war nicht einfach“, sagt sie, „Für uns war es beispielsweise kaum möglich, an Abend- oder Wochenendterminen teilzunehmen. Wir arbeiten hier jeden Tag in Schichten und sind Tag und Nacht im Dienst. Das war für einen Verbund des IB, in dem es nur Berufliche Bildung gab, neu.“

Die Entscheidung für den IB als Träger der KJH haben die beiden nicht bereut. „Der IB hat flache Hierarchien. Es werden immer tolle Fortbildungen angeboten und den Mitarbeitenden die Teilnahme ermöglicht.“, sagt Redlich. Das sei nicht überall so selbstverständlich. Sie und ihre Kolleg*innen hatten in den Großworkshops des Verbundes Brandenburg viele Gelegenheiten ihre Arbeit vorzustellen, sich mit Mitarbeiter*innen anderer Bereiche auszutauschen und zu vernetzen. Auch das kannten sie bis dahin nicht. „Um für die Mitarbeiter*innen in der Verwaltung die praktischen Abläufe unserer Arbeit transparenter zu machen, luden wir sie zu einem Teamtag nach Fürstenwalde ein. Das war echt gut und für alle eine Bereicherung.“

2015 wurde es bunter!

Mit Beginn der großen Flüchtlingswelle, kam das Jugendamt auf die Mitarbeiter*innen der KJH zu und bat sie, sich zum Thema „Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“ zu positionieren. „Natürlich haben wir sie aufgenommen. Für uns lag der Fokus aber immer auf der Integration der jungen Menschen. Wir haben unsere Gruppen gemischt – deutsche und ausländische Kinder zusammen, in einem ausgewogenen Verhältnis“, betont Redlich. Zu Beginn war es ein Lernprozess für alle Beteiligten. Das fing schon beim Essen an, bei den Gerichten, Zutaten und Essgewohnheiten. Auch die sprachlichen Barrieren wollten überwunden werden. „Wir besorgten uns Zeigewörter-Bücher und klebten auf viele Dinge Zettel, um die Gegenstände namentlich zu benennen.“, ergänzt Wobring.
Schon bald wurde aus dem Prozess eine Bereicherung. So brachten die Kinder aus anderen Ländern auch neue oder oft vergessene Werte mit. Zum Beispiel Höflichkeit und Achtung vor den Eltern.
„Und, sie führten das Spiel ‚Kricket‘ ein“, schwärmt Redlich. Das kannte hier niemand, aber es erlangte schnell Kult-Status. „Wir gründeten sogar eine Mannschaft, die ‚Spreejungs Fürstenwalde` und fuhren zu Freundschaftsspielen bis nach Dresden und Bautzen.“
 

Doch die Flüchtlingskinder sorgten auch für nachdenkliche Momente. „Einmal, als wir mit unserem Bus zu einem Ausflug nach Hamburg fuhren, sahen wir eine schmale Brücke, die über die Autobahn ging.“, erzählte Wobring. „Einer der Jungs fragte, 'Was ist denn das für eine Brücke?' 'Die ist für Wildtiere.', antwortete ich. Der Junge bekam große Augen. 'Ihr baut Brücken für wilde Tiere? Bei mir zu Hause gibt es nicht einmal Brücken für Menschen.' “
Die sechs unbegleiteten minderjährigen Jungs, die 2015 zu uns kamen sind inzwischen alle im betreuten Einzelwohnen. Sie können ihre Wohnungen vom IB übernehmen und müssen nicht zurück in die Gemeinschaftsunterkünfte ziehen.

Einmal im Jahr fahren die Kolleg*innen mit allen Bewohner*innen zu einem Campingausflug an die Ostsee. Ein Highlight, das sie über Spenden  finanzieren. „Viele der Kinder haben noch nie ein Meer gesehen, das wollen wir ihnen unbedingt zeigen.“, sagt Wobring. „Ach ja: Beim IB gibt’s regelmäßige neue Autos. Das ist auch etwas, das wirklich positiv zu erwähnen ist. Die VW-Busse, die wir vor unserer Zeit beim IB hatten, mussten wir so lange fahren, bis sie auseinanderfielen.“, lacht sie.

Kinder- und Jugendhilfe "Spreebogen"

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Carol Neumann

arbeitet als Referent für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit beim IB Berlin-Brandenburg. Seine Schwerpunktthemen sind die Pflege der Homepage, das…

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