Einfach Demokratie?!

Andrea Zimmer 08.02.2021 Lesedauer 3 Min.

Wir leben doch in einer Demokratie, warum dieses bedeutungsvolle Fragezeichen? Antworten darauf sucht ein Bildungsprojekt, das die Türen zu politischer Bildung für bildungsferne Menschen mit neuen Formaten weiter öffnen soll.

Werfen wir einen Blick auf unser Selbstverständnis und einen zweiten auf das, was eben weder einfach noch selbstverständlich ist. Es zeigt sich, Demokratie ist ein sehr verletzliches Gut, das bewusst gepflegt und gelebt, hinterfragt, beobachtet und immer wieder erarbeitet werden muss. Eine Daueraufgabe, die sich aus bestehenden Werten und teils rasanten gesellschaftlichen Umwandlungsprozessen formuliert. Die Gesellschaft ist gefordert; der oder die einzelne vielleicht überfordert.

"Inklusiv wird politische Bildung dann, wenn sie Barrieren ab- und Verständnis aufbaut."

Politikverdruss und Demokratiemüdigkeit sind keine Randerscheinungen mehr und schaffen einen allzu großen Raum für Extreme. Fake News und Hate Speech üben ihre rhetorische Kraft nicht allein in den sozialen Medien aus, sie sind im analogen Alltag angekommen. Formulieren wir eine Gegenkraft, so erweist sich ein Leitgedanke des IB als äußerst treffend. 

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit – sie braucht Bildung, politische Bildung!

Wie aber kann es gelingen, jene Menschen zu erreichen, deren Zugang zu Bildung deutlich erschwert ist? Dieser Herausforderung stellt sich das von der Berliner Lottostiftung mit 400.000 Euro geförderte Modellprojekt „Einfach Demokratie?!“.  Hiermit soll die inklusive politische Bildung in Berlin weiter entwickelt und  eine professionelle Angebotspalette etabliert werden.  Einen konkreten Einblick in das Projekt gewährt uns IB-Geschäftsfeldentwickler und Projektleiter Ralph Döring (Region Berlin Mitte).

Herr Döring, was ist das Ziel von „Einfach Demokratie?!“

Ralph Döring: Hauptziel ist, zusammen mit Fachkräften der Sozialen Arbeit und beruflichen Bildung neue Wege und Methoden zu erproben, um vorwiegend junge bildungsferne Menschen zu erreichen. Darüber hinaus gilt es, diese Ansätze der politischen Bildungsarbeit an weitere Fachkräfte intern wie extern weiterzugeben.“

Das Konzept betont den inklusiven Ansatz. Welche Zielgruppe leitet sich daraus ab?

Ralph Döring: Inklusiv wird politische Bildung für mich dann, wenn sie für viele Menschen Barrieren ab- und Verständnis aufbaut; unabhängig von einer Beeinträchtigung, dem Bildungsgrad oder der sozialen Herkunft.

Neue Bildungsformate braucht das Land? Können inklusive Ansätze helfen, Misstrauen und Verdruss im Hinblick auf Politik und Bildung aufzuweichen?

Ralph Döring: Ja, genau das ist der Ausgangspunkt. Grundlegend für inklusive Ansätze ist es, möglichst nah am Leben der Teilnehmenden anzusetzen. Das heißt, entlang von eigenen Fragen und Problemen ins Gespräch zu kommen und das Politische darin zu betrachten. Methodisch heißt das: Leichte Sprache, bildhafte Kommunikation, Partizipation und der gut bedachte Einsatz von Textarbeit. Wichtig sind aktive Formate, wie Workshops und ganze Aktionstage, mit denen wir bereits gute Erfahrungen gemacht haben.“

Zu diesen guten Erfahrungen zählen unter anderem auch Aktionstage zu den Themen "Europa" und "Menschenrechte". Diese waren so konzipiert, dass viele, großenteils bildungsferne Teilnehmende der beruflichen Bildung Neukölln, am Prozess beteiligt und inhaltlich erreicht werden konnten. Dies ist sicherlich nur ein positiver Ansatz von vielen, die das Projekt "Einfach Demokratie?!" für den Aufbau alternativer Methoden der Bildungsarbeit verfolgt.

Tatkräftige Unterstützung erfährt das Projekt nun durch Carolin Reif, die an der Seite von Projektleiter Ralph Döring als pädagogische Mitarbeiterin agiert. Die Politologin bringt tolle Voraussetzungen mit, da sie bereits im Bereich der Entwicklung und Umsetzung politischer Bildungsformate für Jugendliche und junge Erwachsene gearbeitet hat. Unter anderem für das Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments, den Bundesrat, die Hessische Landeszentrale für politische Bildung, den Deutschen Volkshochschulverband, die Friedrich-Ebert-Stiftung, den Brandenburger Landtag. Projektleiter Ralph Döring, ebenfalls Politologe, ist in seiner Tätigkeit als Geschäftsfeldentwickler beim IB nachweislich sehr erfahren in der Umsetzung von komplexen Projekten. Ein starkes Team - ein beachtliches Projekt, das auch weiterhin unsere Beachtung finden wird.   

Andrea Zimmer

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